Über uns

Im Jahr 1894 fuhr das letzte Floß die Kinzig hinab in`s Land.
Über 100 Jahre später, nachdem die Flößerei in Schiltach zu Ende ging, trafen sich zwölf gestandene Männer aus verschiedenen Berufen im Historischen Gasthof „Zur alten Brücke“, um eine Flößergruppe zu gründen. Es gab sie also wieder, die Schiltacher Flößer. Erfreulich, dass einige Gründungsmitglieder Land- und Forstwirte sind; eines haben auf jeden Fall alle gemeinsam: eine besondere Verbindung zum Naturstoff Holz. Die „Schiltacher Flößer“ wollen die alte Flößertradition lebendig erhalten und sie der Bevölkerung ebenso vertraut machen, wie das eigentliche Handwerk der Flößer und des Flößens. So stimmt auch der Slogan der Stadt Schiltach: „Schiltach, Stadt des Fachwerks, der Flößer und der Gerber“. Das erste Ziel, das überlieferte Handwerk der Flößerei zu erlernen und in einzelnen Arbeitsschritten umzusetzen, wurde im Jahr 2001 erreicht: In monatelanger Arbeit bauten die Flößer ein 60 Meter langes Floß, bestehend aus 6 Gestören. Am 24. Juni 2001 war es dann so weit, das Floß kam zu Wasser und mit 18 Flößern Besatzung fuhr erstmals wieder ein Floß die Kinzig talwärts. Ein großer Tag für Schiltach und die Flößerei; man feierte zu diesem Anlass ein großes Fest, das „1. Flößer- und Gerber-Fest“. Man setzte sich weitere Ziele, baute 2002 einen Wiedofen von 5 Meter Länge nach historischen Vorgaben und ein Jahr später einen großen Schopf für das Floß, in dem inzwischen auch ein Vereinsraum der „Schiltacher Flößer“ eingerichtet ist. Im Herbst 2003 hatte man einen neuen Meilenstein gesetzt, als erste Flößergruppe befuhren die „Schiltacher Flößer“ wieder die Kinzig zwischen Offenburg und Willstätt. Inzwischen sind die Jahrhunderte alten Verbindungen zwischen diesen beiden Orten zu einer Freundschaft ausgebaut worden. Ein zweites Flößer- und Gerberfest beging man 2004. Die „Schiltacher Flößer“ haben auch bei nationalen und internationalen Treffen neue Verbindungen mit anderen Flößervereinigungen geknüpft und pflegen so das facettenreiche und schöne Brauchtum der Flößerei auf breiter Ebene. Ein weiteres Ziel der „Schiltacher Flößer“ ist, sich mit dem Heimatgewässer Kinzig zu befassen, historische Stellen am Fluß zu erkunden und wieder ins Bewusstsein zu rücken. Vor allem gilt es die Kinzig so weit es geht zu befahren.

Dieses Flößermuseum haben die Flößerkameraden mit der Stadt Schiltach 2005 neu gestaltet, in dem Bestreben allen Besucherinnen und Besuchern ein altes Handwerk lebendig werden zu lassen.

Der Flößer war ein Mann von Mut, Umsicht und schneller Entschlusskraft

In vielen Schwarzwaldstädtchen ist noch die Erinnerung an jene Zeit lebendig, wo ein stattlicher Flößer, kenntlich am schwarzen Hut, den Lederhosen und langen Stulpenstiefeln, mit sechs Floßknechten die bis zu 300 Meter langen Flöße aus mächtigen Tannenstämmen den Fluss hinunter steuerten. Die heutige Generation weiß nichts mehr davon, dass die paar Leute bis zu 200 Baumstämme und darüber in einer Fahrt bewältigten und damit dem Rhein zufuhren. So ein Floß bestand nämlich aus 18 – 20 „G`stehr“ und jedes Gestöhr aus 8 – 12 Baumstämmen. Ein Gestöhr war etwa 3 Meter breit und 12 bis 15 Meter lang.

Die Führung eines Floßes erforderte Mut, Umsicht und schnelle Entschlusskraft bei gefährdeten Lagen, die es immer wieder gab. Wehe, wenn etwa ein Wolkenbruch Hochwasser brachte oder die Gestöhre rissen und übereinander gerieten! Ein Sturzbad durfte nun nicht gescheut werden. War der Tag gut gelaufen, so ließen sich die Flößer in den Absteigquartieren Essen und Trinken munden. Es wurde
immer in bestimmten Gasthöfen Quartier genommen. In
diesen gab es mächtige Schläge von Spätzlen und anderen
Spezialitäten. Die getreuen Wirtinnen sorgten, dass die
regelmäßig ankehrenden und nach langer Fahrt hungrigen
Gäste nicht zu kurz kamen. Die Flößerei wurde als „herrenmäßiges Gewerbe“ angesehen, weil es etwas eintrug und erprobte, tapfere Menschen erforderte.

Eine anonyme Beschreibung aus dem Schramberger Stadtarchiv

Flößerleben

Den Lebensverhältnissen der Flößer auf die Spur zu kommen,
ist nicht einfach. Biografische Aussagen sind sehr selten.
Der Floßherr A. C. Trautwein hat eine Lebensbeschreibung
hinterlassen, der sich sehr Typisches zum Flößerleben ent-
nehmen lässt. Die Flößerei war ein Saisongeschäft. Im Winter mussten die
Floßknechte andere Arbeiten finden. Viele von ihnen verdingten sich als Waldarbeiter und blieben damit sozusagen im Metier. Archivmaterial aus jener Zeit weist jedoch einige als ganz anderen Berufen zugehörig aus. So gab es beispielsweise einen Bäcker, der zwischen Georgi und Martini, wenn geflößt wurde, das Backen seiner zuhause gebliebenen Familie überließ. Die Schiltacher Flößer versuchten auch, sich neue Arbeitsfelder zu erschließen. So wurde von Schiltachern in den 1840er Jahren eigens eine Genossenschaft gegründet, deren Ziel es war, die Wutach im Südschwarzwald floßbar zu machen und mittels der Flößerei Holzhandel in die Schweiz zu betreiben. Ehe jedoch geflößt werden konnte, hatte sich die Genossenschaft bereits beim Anlegen der nötigen Technik finanziell ausgeblutet. Diesem Unternehmen war kein Erfolg beschieden. Eine andere Gruppe von Flößern wurde wegen ihrer Fertigkeiten und Kenntnissen im Umgang mit Holz, Flößen und Wasser für ein Flößereiprojekt in Siebenbürgen angeworben. Von den 12 Schiltacher Gastarbeitern mussten zwei bei einem Unwetter ihr Leben lassen.

Immer wieder wird über tödliche Arbeitsunfälle bei der Flößerei berichtet:
„Ein Flößer fiel von einem Floz und wurde zerdrückt“. 1853 sprang der Flößer Christian Fießer „ beim Schramberger Wehr… von oben herab auf ein Floß und geriet in ein Sperrloch, das ihm Brust und Rücken also quetschte, dass er andern Tages starb“. 1857 verunglückte der Flößer Johann Friedrich Lehmann gleichfalls „am Schramberger Weiher beim Schließen der Haspel“. Der frühere Kronenwirt Karl Trautwein erinnert sich an seinen Großvater: „Seine große Stärke hat ihm in noch jungen Jahren (28 Jahre) das Leben gekostet, indem er, weil das Floß liegen blieb, beim „Lupfen“ sich die Halsschlagader sprengte und tot nach hause gebracht wurde“.

Wegen ihrer gewaltigen Stimme hieß man die Schiltacher Flößer „Bachbrieler“, und sie wurden als „Bachkosaken“ geneckt. Der in den 1840er Jahren in Haslach aufgewachsene Heinrich Hansjakob erlebte in seiner Bubenzeit die Kinzigflößer, von denen er die Wolfacher als die „durstigsten“, die Schiltacher aber als die „derbsten“ in Erinnerung behielt. Mit ihrem starken schwäbischen Dialekt waren sie richtige „Kraftgestalten“. Sein Kinzigtäler Gewährsmann, der Waldhüter Josef Dieterle nannte Hansjakob 1897 die Namen einiger Schiltacher Flößer: „Glaser-Ulrich“ „Glaser-Christof“, „Salzbecken-Abraham“, der „große Bumbis“, die Hansjabob um weitere anreicherte: „Der derbste war der rot`Joos, dessen Haare schon weither leuchteten, wenn er auf dem Floß daherfuhr“.

Aus: Dr. Hans Harter „Schiltach – die Flößerstadt“

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