Wiedofen

Schiltacher Wiedofen

Technik des „Wieden-Bähens“ und des „Wieden-Drehens“.

Die Kinzigflöße haben seit alters her eine eigene Bauweise und sind aus mehereren Gestören zusammengefügt. In der Blütezeit der Flößerei konnte ein sogenanntes „Gestör-Floß“ eine Gesamtlänge von bis zu 600 Meter erreichen. Um die kurvenreiche Strecke hinab zum Rhein und die vielen Wehre problemlos zu bewältigen, gilt es die Flöße gelenkig und gut lenkbar zu bauen. Man verbindet die einzelnen Stämme und die Gestöre untereinander mit Holzseilen, „Wieden“ genannt.
Hierzu eignen sich vor allem schlanke Haselnuß-, Birken-, Fichten- und Eschengerten, die zu den zähesten Einbindhölzer zählen. In den Wintermonaten, in denen früher die Flößerei ruhte, beschäftigte sich so mancher Flößer als „Wieder“ und besserte seinen Lebensunterhalt auf. Man holte sich das Wiedholz einfach dort, wo man es fand und fügte so den Waldbauern oft Schaden am Jungholz zu, Streitigkeiten blieben also nicht aus. Die Floßwiedenhölzer, bis zu 6 m lang, werden als grüne Stämmchen geschlagen, entastet und danach gewässert, d.h. in einem Weiher eingeweicht. Die Verarbeitung zu Wieden erfolgt dann im Wiedofen, der die Form eines Backofens hat und 4 – 5 m lang sein sollte. Dort werden die Stämmchen erhitzt, man spricht vom „Bähen“. Auch hier gibt es den Spezialisten, der den Ofen fachmännisch anheizen kann und die richtige Temperatur so zu halten versteht, dass der Saft der 3 – 5 cm dicken Hölzer zu kochen beginnt und die Rinde aufspringt.

Die heißen Stangen werden nun im „Wiedstock“, einem kräftigen Holzstamm, der im Boden sitzt, verankert. Dabei wird das dicke Ende, der „Botten“ in einem Bohrloch eingespannt und fest verkeilt. Das Wiedendrehen erfordert viel Geschicklichkeit in einer besonderen Technik. Durch eine gedrehte Schlinge am dünnen Ende wird eine Drehstange geschoben und zwei kräftige Flößer drehen nun die Wiede um die Stange. Beim Drehen springt die Rinde vollends ab und der brodelnde Saft spitz heraus, ein gutes Zeichen, denn so lässt sich die Wiede am besten verarbeiten. Die gedrehte Wiede wird vom Wiedstock genommen, zu einem Ring verschlungen und in einem Bund zu mehreren Wieden zusammengelegt. Bevor die Wieden dann zum Einbinden der Flöße verarbeitet werden, müssen sie nochmals ausreichend gewässert werden. Für ein Floß, aus 6 Gestören bestehend, werden etwa 180 Wieden verwendet.

Technische Daten zum Schiltacher Wiedofen:
Innerhalb von 6 Monaten haben die Schiltacher Flößer ihren Wiedofen 2002 gebaut.
Es handelt sich dabei um eine verwindungsfreie Stahlkonstruktion, die transportabel und fahrbar ist. In das Stahlgerippe ist der eigentliche Schamott-Ofen hineingebaut, nach alten Plänen und in traditioneller Bauweise mit fachmännischer Anleitung. Auch die Außenverkleidung und das Dach zeigen die althergebrachte Gestaltung eines typischen Backofens der Region. Fahrbar ist der Ofen durch sein Tandemachsen-Fahrgestell.

Verarbeitet wurden: Stahl, Schamott, Tonziegel, Quarzsand, Steinwolle und Holz.
Die Maße für den Feuerraum betragen 5 x 1,6 m
das Außenmaß ohne Dach: 5,5 x 2 m
Das Gewicht der Stahlkonstruktion: 2,2 T
des eigentlichen Ofens: 3,8 T
der Verkleidung 0,5 T
das Gesamtgewicht beträgt 6,5 T

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