Internationales Flößertreffen in Valstagna/Italien
Einmal jährlich lädt die „internationale Flößervereinigung“ alle Flößergruppen zu einer Veranstaltung ein. In diesem Jahr fand die Deligiertenversammlung im italienischen Valstagna statt. Etwa vierhundert Flößer aus aller Welt nahmen zwischen dem 10. und 13. Juni an den Festlichkeiten und Versammlungen teil. Aus dem Schwarzwald waren neben 16 Schiltachern auch Teilnehmer der „Wolfacher Kinzigflößer“ sowie der „Flößerzunft Oberes Nagoldtal“ dabei. Geboten wurden von den italienischen Gastgebern nicht nur Kulinarisches, sondern auch Kulturelles rund um die Flößerei. Den drei Schiltacher Deligierten, Thomas Kipp, Hartmut Brückner und Otto Schinle kam die Aufgabe zu, einen Nachfolger für den scheidenden Präsidenten zu wählen. Die Wahl fiel auf den 32 jährigen Miguel Gordò, er kommt vom spanischen Flößerverein Noguera Palaresa und ist Nachfolger des langjährigen Präsidenten Angel Portet, der (mit einer kurzen Unterbrechung) seit 1994 im Amt war. Eine Herausforderung nicht nur für den Präsidenten, sondern auch für die 42 Vereine, wird in der nahen Zukunft die Jugendarbeit und die damit verbundene Weitergabe und Sicherung der Traditionen der Flößerei sein. Weitere Höhepunkte waren eine feierliche Heilige Messe mit Fürbitte um den Segen des Schutzpatrons der Flößer, dem heiligen Nicolo so wie ein Wettrennen zwischen neun Flößen, wo es um Geschicklichkeit und Geschwindigkeit ging. Auf einem Umzug der verschiedenen Flößergruppen wurden neben typischen Gerätschaften der Kinzigflößerei von den Schiltacher Teilnehmerinnen die heimische Lehengerichter und die Fürstenbergische Tracht präsentiert. Die Ortschaft Valstagna ist ebenso wie der Fluss Brenta außerhalb Italiens nicht sehr bekannt, obgleich Johann Wolfgang von Goethe in seiner „Italienischen Reise“ beschrieben hat, wie er per Schiff (kein Floß!) auf diesem Fluss nach Venedig schipperte! Der Ort selbst war Jahrhunderte lang für den Holzhandel mit dem ca. hundert Kilometer entfernten Venedig von großer Bedeutung. Es wurde nicht nur Bauholz für den Städte- und Schiffsbau verflößt, Venedig war darüber hinaus ein weltweit wichtiger Handelspartner, es war das Zentrum der mittelalterlichen Weltwirtschaft. Von hier aus ging das Holz in die ganze Welt. Antonio Stradivari und andere Instrumentenbauer bezogen das wertvolle Rohmaterial für ihre Violinen, das Holz der „Haselfichte“, aus den Dolomiten und von den Hängen des Brentatals. Für die Flößer ist es eine interessante, immer wieder vertretene Hypothese, dass der sagenhafte Klang etwa einer Strativari, für welche heute bis zu mehreren Millionen Euro bezahlt wird, aufs Engste mit der Flößerei zusammenhängt: Das Holz lagerte oft Wochen oder Monate lang in den Häfen von Venedig und nahm dort aus dem Wasser zahlreiche Mineralien auf, was den geheimnisvollen Klang erklären könnte. Jedes Jahr wird in einem anderen Mitgliedsland ein Internationales Flößertreffen organisiert.
2016 findet das Treffen in Lenggries – Deutschland vom 16. bis 19.Juni statt. 2017 ist Maribor in Slowenien für die Ausrichtung vorgesehen.