Die Schiltacher Flößer auf dem Rhein 05.2021

Die Schiltacher Flößer auf dem Rhein

Bericht von Floßmeister Thomas Kipp über die Probefahrt mit einem Holzfloß auf dem Rhein

Am Anfang war die Vision, auch einmal auf dem bedeutenden, großen Heimatfluss Rhein mit einem Floß zu fahren. Anregend war für mich auch der deutsche Flößertag in Koblenz 2015 wo über die Rheinflößerei berichtet wurde. 

Anlässlich des 60. Geburtstages meiner Schwester Edeltraud in Köln 2016, machte ich nach einer Schifffahrt auf dem Rhein aus einer Laune heraus die Aussage: „irgendwann komme ich Dich mit dem Floß in Köln besuchen“. Das Projekt war im Kopf geboren der Weg bis zur Realisierung war aber noch lang. 

Anfang 2020 nahm ich Kontakt mit dem Schifffahrtsamt auf und im Sommer erhielt ich die Genehmigung für eine kleine Floßfahrt auf dem Restrhein zwischen Bad Bellingen und Grißheim – ein erster Test. Bald war klar, dass für eine Floßfahrt auf dem Rhein, der zu den am stärksten befahrenen Wasserstraßen Europas gehört, eine gutachterliche Prüfung des Floßes und eine Probefahrt auf dem Rhein erforderlich wird. 

So begann ich, im Laufe des Jahres 2020 das Holz für ein „Projektfloß Rhein“ zusammenzustellen. Bald gesellten sich auch mehrere Kollegen der Schiltacher Flößer dazu und es entstand die Arbeitsgruppe Rhein-Donau. 

Zur Unterbringung aller Habseligkeiten auf dem Floßwurde eine stabile Floßhütte nach historischen Vorgaben gebaut. Am Heck wurde eine Vorrichtung für zwei Hilfsantriebe errichtet. Diese sind notwendig um auf dem Rhein sicher manövrieren zu können.

Ein vereidigter Sachverständiger und  Bootsbauer vom Bodensee inspizierte das Floß Ende April in meiner Werkstatt. Sein Gutachten wurde vom Schifffahrtsamt anerkannt und so konnte die Probefahrt organisiert werden. 

Ein idealer Startplatz war beim alten Floßhafen in Steinmauern. Dort wurde in früheren Zeiten das Floßholz aus der Murg, und das Holz aus dem Kinzigtalzu kleineren Rheinflößen zusammengebaut.

Früh morgens, am Dienstag 25.Mai 2021 wurden alle Hölzer und die Floßhütte zur 

Rheinrampe in Steinmauern transportiert und zu einem Floß zusammengebaut. Die Anteilnahme des dortigen Flößervereins und der Bevölkerung war erstaunlich groß. 

Im strömenden Regen wurden wir mit Kaffee und Kuchen versorgt. 

Vor der eigentlichen Floßfahrt musste vom Sachverständigen noch ein „Krängungsversuch“ durchgeführt werden. Dabei wird die Lage des Systemschwerpunkts eines Schiffes auf praktischen Weg ermittelt. 

Auch dieser Versuch war positiv. Am Mittwoch, 26.Maikonnte dann die Probefahrt beginnen, in Überwachung der Wasserschutzpolizei und steter Begleitung des Peilschiffes der WSA (Wasserstraßen und Schifffahrtsamt).

Der Rhein hatte ordentlich Wasser (Abfluss 1700 ccm/sec.) und eine Fließgeschwindigkeit von etwa 12 km/h. Zur Probefahrt gehörten auch einige Manöver um die Fahrtauglichkeit unseres Floßes und der Steuermänner unter Beweis zu stellen. So haben wir in voller Strömung das Floß um 180 Grad gedreht, sind Rückwärts gefahren, dann wieder um 180 Grad gedrehtum in die Normalposition zu kommen. Auch das Fahren gegen die Strömung wurde erfolgreich unter Beweis gestellt. 

Auf der etwa 20 km langen Strecke begegneten wir zahlreichen großen Frachtschiffen und ein Schiff hatte es sehr eilig und überholte uns sogar. 

Die schmale Einfahrt in den Pionierhafen von Karlsruhe-Maxau war eine besondere Herausforderung. Mit dem Bug gegen die Strömung konnte auch dieses Manöver,der Einfahrt in den Hafen, sicher gemeistert werden. 

Per Funk teilte uns der Fachbereichsleiter für Schifffahrt des WSA mit, dass unsere Manöver bestens gelungen sind. Für uns eine große Erleichterung, standen wir doch in besonderem Fokus der Behördenvertreter. 

Diese Fahrt auf dem Rhein, mit 16 gebundenen Fichtenstämmen, war möglicherweise seit der aktiven Flößerzeit wieder die Erste dieser Art nach vielen Jahrzehnten. Mein Dank gilt den Mitstreitern für die Arbeit, den Mut und das Vertrauen in das Projekt. 

Die Vision und der Teamgeist leben weiter – nach dieser erfolgreichen Probefahrt können wir das eigentliche Ziel in Angriff nehmen: 

Einen Holztransport mit 14 gebundenen Fichtenstämmen von Steinmauern bis in den Hafen von Hitdorf, einem Stadtteil von Leverkusen, wo auch früher Floßholz über den Rhein vom Frankenwald aus dem Schwarzwald im Sägewerk von Peter Freiburg verarbeitet wurde. 

Von Steinmauern bis Hitdorf wären etwa 406 Flusskilometer mit dem Holzfloß zu bewältigen.

Nach Ankunft soll das Holz, entsprechend den alten Holzhandelsgeschäften, im Kölner Raum an ein Sägewerk oder zur sonstigen Verwendung übergeben werden. 

Ganz nach historischem Vorbild.

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