„Jetzt müssen wir erst mal ein paar Obsttage einlegen“, so der Kommentar von Flößerobmann Hartmut Brückner, nach der Rückkehr von der Tagung der Internationalen Flößervereinigung in Sarajevo. Die Gastfreundschaft in Bosnien/ Herzegowina war überwältigend.
14 Flößervereine aus ganz Europa, mit dem deutschen Präsidenten Frank Thiel, hatten sich an diesem geschichtsträchtigen Ort eingefunden um über weitere Aktivitäten zu beraten. Alle sind gespannt auf die Entscheidung der UNESCO Kommission zur Eintragung der Flößerei als Immaterielles Weltkulturerbe.
Die rumänische Stadt Alba Julia, am Fluß Mures gelegen, wurde als neues Mitglied in die Gemeinschaft aufgenommen.
Ausgangspunkt unserer Floßfahrt am nächsten Tag war Camp Kalista, in den Bergen an der Grenze zu Montenegro gelegen. Dort vereinigen sich die Gebirgsflüsse Tara und Piva zur Drina.
Unser Gastgeber, Fikret Penka, hatte dort mit seiner Mannschaft vier traditionelle Flöße mit jeweils elf Baumstämmen zusammen gebaut, die Sitzmöglichkeiten für alle Tagungsteilnehmer boten.
Sein Bruder Jemo, ein erfahrener Flößer, steuerte unser Floß durch die unzugängliche Schlucht der Drina bis zu unserer Anlegestelle 20 km weiter bei Foca. Wir waren tief beeindruckt, wie schon wenige Ruderschläge genügen, um das Floß an den Felsnasen vorbei zu steuern und sicher anzulanden – eine Meisterleistung.
Zum Kulturprogramm gehörte auch eine Stadtführung in Sarajevo. Sehr viel ist nach dem Krieg von 1992-1995 wieder aufgebaut und renoviert worden. An manchen Häusern sind aber auch heute noch Einschläge von Granaten sichtbar. Sarajevo war mehr als 1000 Tage belagert und ist täglich beschossen worden.
Heute leben die verschiedenen Religionen und Ethnien friedlich zusammen und haben ihre Konflikte beigelegt.
Auf den Friedhöfen rund um Sarajevo sind mehr als 10 Tausend Kriegstote bestattet und mahnen uns zum friedlichen Zusammenleben der Völker.
Sarajevo gibt uns die Hoffnung, dass dies, trotz aller Konflikte, auch heute noch möglich ist.
Otto Schinle
21.Juni 2022









